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Eberswalder Goldschatz

Eberswalder Goldschatz

Der Goldschatz aus Eberswalde und seine faszinierende Geschichte

Stellen Sie sich vor, Sie stoßen bei Bauarbeiten auf ein geheimnisvolles Gefäß, das goldglänzende Objekte verbirgt – ein spektakulärer Fund, der die Vergangenheit lebendig macht. Genau das geschah 1913 in der Messingwerksiedlung von Eberswalde. Erfahren Sie alles über den größten vorgeschichtlichen Goldfund Deutschlands, seine aufregende Geschichte und seine Bedeutung für die Wissenschaft.

Der Fund: Ein Tongefäß voller Geschichte

Am 16. Mai 1913 entdeckten Bauarbeiter bei Ausschachtungen ein bauchiges Tongefäß in etwa einem Meter Tiefe. Der Inhalt? Ganze 2,59 Kilogramm Gold! Darunter acht filigran verzierte Schalen, Schmuckstücke wie Halsringe und Armspiralen sowie Rohmaterialien. Insgesamt 81 Teile, die ins 9. bis 8. Jahrhundert v. Chr. datiert werden – eine Zeit, die als Spätbronzezeit bekannt ist.

Das ursprüngliche Gefäß, in dem der Schatz gefunden wurde, ist ein wertvolles Relikt an sich. Es wird heute im Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin aufbewahrt. Die Nachbildung des Schatzes in Eberswalde enthält jedoch kein Duplikat dieses Tongefäßes.

Einblicke in die Vergangenheit

Der Eberswalder Goldschatz wird als einer der bedeutendsten Funde der Spätbronzezeit in Mitteleuropa angesehen. Er gibt faszinierende Einblicke in die Lebensweise und Handwerkskunst jener Zeit:

  • Goldschalen: Dünnwandig, kunstvoll getrieben und mit Ornamenten verziert – ein Zeugnis der hohen Kunstfertigkeit.
  • Spiralringe und Armspiralen: Schmuckstücke, die möglicherweise für rituelle Zwecke genutzt wurden.
  • Rohmaterialien: Darunter ein Metallstück in Form eines Schmelztiegels, das für weitere Verarbeitungen genutzt werden konnte.

Der Weg des Schatzes: Von Eberswalde nach Moskau

Der Schatz wurde bei Bauarbeiten für ein Arbeiterwohnhaus entdeckt. Dabei stieß ein Arbeiter zufällig in etwa einem Meter Tiefe auf das Tongefäß. Besonders interessant ist, dass der Schatz anfangs in der Messingwerksiedlung ausgestellt wurde und zahlreiche Besucher anzog.

Nach der Entdeckung wurde der Schatz von Aron Hirsch, dem Besitzer der Messingwerke, an Kaiser Wilhelm II. übergeben. Er wurde zunächst im Berliner Völkerkundemuseum ausgestellt, bevor er zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in Sicherheit gebracht wurde.

Der Schatz wurde während des Zweiten Weltkriegs als „unersetzlich“ kategorisiert und in der Preußischen Staatsbank und später im Flakturm Zoo eingelagert, um ihn vor möglichen Schäden zu schützen. Trotzdem gelangte er nach Kriegsende in die Sowjetunion.

1945 geriet er in die Hände der Roten Armee und wurde nach Moskau transportiert. Jahrzehntelang galt er als verschollen, bis 2004 bekannt wurde, dass er im Puschkin-Museum aufbewahrt wird.

Die Debatte um die Rückgabe des Schatzes hat wiederholt politische Spannungen zwischen Deutschland und Russland hervorgerufen. Besonders interessant ist die Geschichte um die Ausstellung 2013 in St. Petersburg, bei der kurzfristig ein diplomatischer Eklat drohte. Als der Eberswalder Goldschatz 2013 in der Eremitage in St. Petersburg gezeigt wurde, schlugen die politischen Wellen hoch. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin sollten die Ausstellung gemeinsam eröffnen.  Der Streit entzündete sich daran, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihren Grußworten öffentlich die Rückgabe von Beutekunst forderte, was die russische Seite verärgerte.

Die russische Seite reagierte ungehalten, und zeitweise schien es, als könnte die Eröffnung ins Wasser fallen.  Nach Verhandlungen und Kompromissen fand die Veranstaltung jedoch wie geplant statt. Ein diplomatischer Kompromiss in letzter Minute. Merkel und der russische Präsident Wladimir Putin eröffneten die Ausstellung gemeinsam, wobei die Forderung nach Rückgabe ungelöst blieb. Diese Episode verdeutlicht die politische Brisanz, die das Thema Beutekunst bis heute begleitet.

Die Kernfrage blieb ungelöst: Gehört der Schatz in ein deutsches Museum zurück? Dieses Ereignis zeigt, wie eng kulturelles Erbe und internationale Politik miteinander verknüpft sind.

Die Rückkehr der Nachbildungen nach Eberswalde

Zwar befindet sich der originale Schatz weiterhin in Russland, doch hochwertige Nachbildungen wurden gefertigt. Diese können heute im Museum Eberswalde bewundert werden und bieten der Öffentlichkeit einen Eindruck von der Pracht des Fundes. Die Arbeiten stammen von regionalen Kunsthandwerkern, darunter der Metallbildhauer Eckhard Herrmann.

Stele mit Nachbildung des Eberswalder Goldschatz in der Messingwerksiedlung
Stele mit Nachbildung des Eberswalder Goldschatz in der Messingwerksiedlung

In der Messingwerksiedlung von Eberswalde am Gustav-Hirsch-Platz erinnert heute eine eindrucksvolle Stele an den Fund des legendären Eberswalder Goldschatzes. Dieser Platz liegt in unmittelbarer Nähe des ursprünglichen Fundortes des Schatzes. Diese Gedenkstätte, geschaffen vom Metallgestalter Eckhard Herrmann und 2007 durch den Rotary-Club Eberswalde errichtet, steht unweit des ursprünglichen Fundortes. Sie erzählt nicht nur die Geschichte des sensationellen Entdeckungsjahres 1913, sondern lädt auch dazu ein, den Ort mit neuer Wertschätzung zu betrachten.

Während die originalen Goldstücke weiterhin in Moskau aufbewahrt werden, können Besucher im Museum Eberswalde in der historischen Adler-Apotheke eine meisterhafte Nachbildung des Schatzes bewundern. Diese detailgetreue Replik lässt die Faszination der Bronzezeit lebendig werden und verbindet Historie mit regionalem Stolz.

Service

Adresse: Museum Eberswalde, Steinstraße 3, 16225 Eberswalde

Adresse: Stele mit Goldschatznachbildung in der Messingwerksiedlung, Gustav-Hirsch-Platz, 16225 Eberswalde

Unbezahlbar und einzigartig: Der wahre Wert des Eberswalder Goldschatzes

Der Goldschatz von Eberswalde ist weit mehr als eine Sammlung kostbarer Edelmetalle. Zwar beeindruckt sein Materialwert: Mit rund 2,6 Kilogramm Gold, dessen heutiger Preis auf etwa 143.000 Euro geschätzt wird, ist er auch aus rein wirtschaftlicher Sicht beachtlich. Doch sein wahrer Reichtum liegt in der Geschichte, die er erzählt. Als größter Bronzezeit-Goldfund Deutschlands öffnet er ein Fenster in eine Zeit vor über 3.000 Jahren, als Kunstfertigkeit und rituelle Traditionen die Lebenswelten prägten.

  • Historische Schätzungen:
    Bei der Entdeckung im Jahr 1913 wurde der Schatz auf etwa 9.000 bis 10.000 Goldmark geschätzt, was heute einem Wert von etwa 58.000 bis 64.000 Euro entspricht.
  • Archäologischer und kultureller Wert:
    Der Schatz wird in die späte Bronzezeit (9. bis 8. Jahrhundert v. Chr.) datiert. Er ist der größte Goldfund aus dieser Epoche in Deutschland und einer der bedeutendsten in Mitteleuropa. Der Eberswalder Goldschatz gilt daher als unschätzbar wertvoll, da er der größte Bronzezeit-Goldfund Deutschlands ist und ein wichtiges Zeugnis für die Geschichte und Kultur der späten Bronzezeit darstellt. Seine einzigartige Zusammensetzung und Verarbeitung verleihen ihm einen Status, der über den reinen Materialwert weit hinausgeht. Die kunstvollen Schalen und Schmuckstücke deuten auf eine außergewöhnliche Handwerkskunst hin und könnten bei zeremoniellen Anlässen genutzt worden sein. Er wird als unschätzbar wertvoll angesehen, weil er bedeutende Einblicke in das Leben und die Rituale der späten Bronzezeit gibt.
  • Materieller Goldwert:
    Mit einem Gesamtgewicht von etwa 2,6 Kilogramm Gold (803,8 Gramm Feingold pro Kilogramm) hätte der Schatz allein durch seinen Materialwert bei aktuellen Goldpreisen (ca. 55 Euro pro Gramm, Stand 2024) einen Marktwert von rund 143.000 Euro. Dieser Wert ist jedoch rein theoretisch und berücksichtigt weder die historische Bedeutung noch die kunsthandwerkliche Qualität.

Die kunstvollen Schalen und Schmuckstücke sind stille Zeugen dieser Epoche – ihr kultureller Wert ist schlicht unbezahlbar.

In den Worten eines Historikers: „Dieses Gold ist nicht nur eine Währung der Vergangenheit, sondern ein Schlüssel zum Verständnis unserer gemeinsamen Geschichte.“

Forschung und Bedeutung

Die wissenschaftliche Erforschung des Goldschatzes dauert bis heute an. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass der Schatz nicht, wie ursprünglich vermutet, das Lager eines Händlers war. Stattdessen deuten die Befunde darauf hin, dass die Goldschalen und Schmuckstücke als Opfergaben bei rituellen Zeremonien verwendet wurden.

Analysen enthüllten, dass einige der Objekte vermutlich als Opfergaben genutzt wurden. Die Schalen könnten bei zeremoniellen Anlässen im Einsatz gewesen sein. Solche Erkenntnisse tragen dazu bei, das kulturelle Erbe der Region besser zu verstehen.

Fakten zum Eberswalder Goldschatz

Aspekt Details
Fundort Messingwerksiedlung in Eberswalde, Brandenburg
Funddatum 16. Mai 1913
Gewicht 2,59 Kilogramm Gold
Anzahl der Gegenstände 81 Einzelstücke (darunter Schalen, Schmuck, Rohmaterial)
Hauptbestandteile – Acht kunstvoll verzierte Goldschalen
– Schmuckstücke (Halsringe, Armspiralen, Spangen)
– Rohgoldstücke
Datierung 9. bis 8. Jahrhundert v. Chr. (Spätbronzezeit)
Aufbewahrungsort heute Original: Puschkin-Museum, Moskau
Nachbildungen: Museum Eberswalde
Besonderheiten – Größter Bronzezeit-Goldfund Deutschlands
– Vermutlich rituelle Opfergaben
Fundumstände Gefunden bei Ausschachtungsarbeiten für ein Arbeiterwohnhaus
Politische Dimension Seit 1945 Kriegsbeute in Russland, Forderungen nach Rückgabe ungelöst
Erste Ausstellung 1913 in der Messingwerksiedlung, später in Berliner Museen
Materialwert (heute) Ca. 143.000 Euro (bei aktuellem Goldpreis von 55 €/g)
Historischer Wert Unschätzbar: Bedeutend für die Forschung zur späten Bronzezeit in Mitteleuropa

Eberswalde: Eine Stadt mit Geschichte

Der Goldschatz ist nicht nur ein Relikt der Vergangenheit, sondern auch ein Symbol für die Bedeutung Eberswaldes in der deutschen Geschichte. Die Messingwerksiedlung, der Fundort, war einst ein zentraler Bestandteil der regionalen Industriegeschichte. Heute zieht der Schatz zahlreiche Besucher an und trägt dazu bei, das kulturelle Erbe der Stadt lebendig zu halten.

Fazit: Der Eberswalder Goldschatz ist mehr als nur ein historischer Fund – er ist eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ob als Besucher des Museums oder als Interessierter an der Geschichte, der Schatz lädt dazu ein, in die Welt der Bronzezeit einzutauchen. Ein echter Schatz für die Region und darüber hinaus!

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  • Beitrags-Kategorie:Sehenswürdigkeiten
  • Beitrag zuletzt geändert am:24. November 2024